Objekte aus anderen Materialien

Wir bearbeiten auch andere Materialien, wie zum Beispiel Elfenbein, Leder oder Pflanzenfasern. Häufig kann man Objekte auch keinem einzelnen Material zuordnen, da die am Objekt verwendeten Materialien vielfältig sind - sogenannte Kompositobjekte.

Wachsreliefs von Leonhard Posch

Besitzer: Privatbesitz
Urheber: Leonhard Posch (1750 - 1831)
Bezeichnung: Wachsreliefs König Friedrich Wilhelm III. und Königin Luise von Preußen
Größe (HxD): Durchmesser 9,5 cm
Materialien: gefärbtes Wachs, Glas, Bronze (vergoldet), Papier
Datierung: um 1806 - 1809

Diese feinen Wachsreliefs wurden Anfang des 19. Jahrhunderts vom bekannten Bildhauer und Wachsbossierer Leonhard Posch gefertigt und sind in kleinen vergoldeten Medaillons gefasst. Posch war für diese kleinen Wachsarbeiten berühmt, welche teils auch in Porzellan umgesetzt wurden.

An diesen Stücken hatte das Relief der Königin Luise von Preußen einen Transportschaden erlitten und sich hierbei von der gläsernen Trägerplatte gelöst. Restauratorische Aufgabe war nun also die Fixierung der Teile auf der Trägerplatte, ein Fügen der Bruchkanten und eine Reinigung der Teile.

Bei beiden Reliefs war die rückseitige Verklebung bereits teilweise gelöst und konnte bei dieser Gelegenheit wieder gefestigt werden.

Vorzustand

Während der Restaurierung / Zwischenzustände

Die Medaillons wurden beide geöffnet und trocken, die Glasflächen auch mit Ethanol, gereinigt. Das Relief von Königin Luise wurde mit einem speziellen Acrylkleber auf die Trägerplatte geklebt. Kleinste Fehlstellen an den Bruchkanten wurden mit mikrokristallinem Wachs gekittet. Das Wachs wurde dazu mit Pigmenten passend eingefärbt.

Endzustand

Nach der Restaurierung wurden die Medaillons wieder zusammengesetzt und rückseitig mit dem originalen Papier verklebt.

Kugeltasche mit Silbereinfassungen

Besitzer: Reiss-Engelhorn-Museum in Mannheim
Herkunft: vermutlich Ostafrika
Materialien: Leder, Silberblech
Datierung: Ende 19. bis Anfang 20. Jahrhundert

Die Kugeltasche aus Leder ist mit verziertem Silberblech beschlagen. Da die Inhaltsstoffe beider Materialien dem jeweils anderen Material schaden, stellt diese Materialkombination ein häufiges Problem dar. Ziel der Restaurierung ist daher zum Einen die Reinigung und Festigung, eine sachgemäße Verpackung und Lagerung des Objektes, aber auch die Dokumentation der Tasche und der daran feststellbaren Schäden. 

Vorzustand

Während der Restaurierung / Zwischenzustände

Für die Dokumentation der Tasche wurden Zeichnungen, Kartierungen und Fotografien angefertigt. Für die Restaurierung wurde die Tasche zerlegt. Hierfür mussten einige Metallklammern geöffnet werden. Nur so ließ sich die Tasche umfassend bearbeiten. Die Lederteile wurden zurückgeformt, die Metallteile gereinigt und eine physikalisch/chemische Trennung der Einzelteile beim Zusammensetzen eingefügt, sodass die gegenseitige Beeinflussung der Materialien minimiert werden konnte. 

Endzustand

Um einem erneuten Verformen der Tasche durch längeres Lagern entgegen zu wirken, wurde eine passende Einlage / Posterung für die Tasche angefertigt.

Löscheimer aus Leder

Besitzer: Privatbesitz
Herkunft: Wendland, Norddeutschland
Materialien: Leder, Weidenrute, Nadelholz, textiler Zwirn
Datierung: 1851

Der Löscheimer wurde in den letzten Jahrzehnten nicht weiter beachtet und auf einem Dachboden oder einer Scheune gelagert. Er sollte nun soweit aufbereitet werden, dass er nicht weiter zerfällt und weiter im Familienbesitz bewahrt wird.

Die meisten Schäden am Löscheimer sind durch den damaligen Gebrauch entstanden. Diese Schäden erzählen von der Geschichte, die dieses Objekt erlebt hat - die so genannte Objektgeschichte. Dies macht nicht zuletzt den besonderen Charme des Objektes aus und sollte erhalten bleiben - vorausgesetzt, dass hier durch keine weiteren Schäden entstehen, die längerfristig zum Totalverlust führen.

Weitere Schäden sind durch tierische Schädlinge, insbesondere Holzschädlinge (umgangssprachlich "Holzwurm") hervorgerufen. Die verstärkenden Ringe und Streben aus Weidenrute und Nadelholz sind stark zerfressen.

Vorzustand

Während der Restaurierung / Zwischenzustände

Für die Stabilisierung des Eimers wurde der fehlende Holzreif an der Oberkante des Eimers ergänzt und die einzelnen Lederlagen wieder fixiert. hierzu wurde ein alterungsbeständiger, elastischer und pH-neutraler Acrylklebstoff verwendet.

Der Löscheimer soll als Dekoration auf einem Fussboden mit Fussbodenheizung stehen. Daher wurde eine Korkplatte an den Boden des Eimer geheftet. Die Fäden und die Korkplatte lassen sich rückstandslos wieder vom Eimer lösen.

Endzustand

Der Löscheimer hat nach wie vor ein altes, gebrauchtes Erscheinungsbild, ist aber soweit gesichert, dass er weitere Jahrzehnte übersteht.

Afrikanische Grasmatte

Besitzer: Reiss-Engelhorn-Museum in Mannheim
Materialien: Gras

Die Grasmatte wurde mit den bekannten Webetechniken aus Grasfaser, gewonnen aus Grashalmen, gewebt. Durch eine lange Lagerung im gefalteten Zustand sind die Fasern an den Faltkanten gebrochen. Durch die Alterung, begünstigt durch Licht und Wärme, ist das Material sehr spöde und brüchig geworden. Ziel der Restaurierung war es, die Matte aufzufalten, die Risse wieder zu schließen und das Objekt auf eine Unterlage zu montieren, die die Handhabung erleichtert und das Objekt schützt.

Vorzustand

Während der Restaurierung / Zwischenzustände

Für das Rückformen der Matte ist größte Vorsicht und teilweise das Befeuchten mittels Dampf notwendig. So dauerte der Prozess des Auffaltens an diesem Objekt mehrere Stunden. Anschließend konnten die Risse wieder neu verwebt und Fehlstellen mit gefärbtem Japanpapier hinterlegt werden.

Endzustand

Chinesische Wunderkugel

Besitzer: Privatbesitz
Maße (HxD): 35,5cm x 9,4cm
Materialien: Elfenbein

Diese Wunderkugel, auch bekannt unter Lebenskugel und etlichen anderen Begriffen, wurde aus Elfenbein gefertigt. Zunächst drechselte man mit speziellen Drechselwerkzeugen durch die größeren Löcher mehrere sehr feine Kugeln ineinander - Kugeln in den Kugeln. Anschließend wurden diese durch feine Schnitzereien und Durchbrechungen verziert. Häufig sind diese Kugeln auf einem einfacheren Ständer, ebenso geschnitzt aber meist kleiner und aus Holz gefertigt, zu finden.

Dieses Exemplar ist auf einer feinen Stehle aus Elfenbein gelagert. Die einzelnen Elemente sind durch Gewinde, die filigran ins Elfenbein geschnitten wurden, verbunden. Durch Alterung und mechanische Belastungen sind diese Verbindungen beschädigt und wurden bereits mehrfach geklebt.

Das Restaurierungskonzept sah eine Reinigung, insbesondere auch der alten Klebestellen vor. Anschließend wurden die Teile wieder mit einem Acrylharz-Klebstoff neu verklebt. An einer Stelle war das Gewinde so weit beschädigt, dass diese Stelle von unten durch eine kleine farblich passende, eigens angefertigte Kunststoff-Kapsel unterstützt wurde.

Die Kugel selbst wurde nicht bearbeitet, da die daran befindlichen, kleineren Schäden nicht ohne erhebliches Risiko behoben hätten werden können.

Vorzustand

Während der Restaurierung / Zwischenzustände

Endzustand

Globus aus Sehestedt

Besitzer: Verein zur Förderung des Dorfmuseums Sehestedt e.V. 
Größe (HxD): ca. 140,0cm x ca. 100,0cm
Materialien: Holz, Segeltuch, Komposit-Material/Kittmasse, Farben, Eisen
Datierung: ca. 1968

Der imposante Globus mit gut einem Meter Durchmesser wurde um 1968 von Schülerinnen und Schülern der 7.-9. Klasse unter der Leitung des Lehrers Kaun gefertigt. Auf einem schweren Fuss, geschmiedet vom Dorfschmied, ruht die Kugel aus einem filigranen Gerippe aus Holzleistchen, bespannt mit Segeltuch und modelliert mit einem Gemisch aus Weißleim, Kleister, Moltofill und Plastika. Die Schüler bekamen Planquadrate eines Atlanten zum Übertragen der Kontinente und Inseln zugewiesen. Diese wurden dann aufmodelliert und anschließend farbig ausgestaltet.

Zur restauratorischen Bearbeitung gehörte die Festigung einiger Ausbrüche, Dellen und Fehlstellen sowie eine Reinigung. An einer Stelle war ein größeres Stück der "Erdkruste" herausgebrochen und musste aufwendig wieder angedrückt und verklebt werden. 

Vorzustand

Während der Restaurierung / Zwischenzustände

Die hervorstehende Scholle "an der Ostküste Südamerikas" sollte soweit möglich wieder auf das urspüngliche Niveau zurückgebracht werden. Eine Abnahme der Scholle und eine dann eventuell mögliche Beseitigung der Ursache für das Herausdrücken war nicht ohne größere Schäden an der Substanz durchführbar. Daher wurde die Scholle mittels Spanngurten und geeigneten Druckstücken wieder angepresst und verklebt.

Endzustand

Nach der Verklebung, Kittung und Retusche aller Risse und der Reduzierung der Altretuschen ist der ursprüngliche Charakter des Globus wieder ungetrübt. Die hervorstehende Scholle konnte zwar nicht vollständig auf des ursprüngliche Niveau zurückgebracht werden, jedoch tritt diese nicht mehr so prägnant ins Auge.

Wir möchten das Dorfmuseum Sehestedt allen wärmstens für einen Besuch empfehlen! Das Kirchenmodell ist zentrales Ausstellungsstück im Museum. Der Eintritt ist frei, es wird um eine Spende gebeten. Weiterführende Informationen finden Sie auf der Seite des Museums:

Webseite des Dorfmuseums Sehestedt